Das Manifest der Zuversicht

Jetzt: Lebensqualität

Zum Artikel „Jetzt: Respekt“ (erschienen in WEGE 3/17 "Ich & Du" - www.wege.at)

Der gesellschaftliche Umbruch, in dem wir uns befinden, ist grundlegend. Er fordert von uns allen einen umfassenden Kurswechsel: vom WAS zum WIE, von der Epoche des überzogenen Egoismus zum Zeitalter der Netzwerke, von der Orientierung am quantitativen Wachstum hin zur Lebensqualität.

Menschen, Betriebe und Organisationen werden diesen Kurswechsel nur dann bewerkstelligen können, wenn sie nicht von der Illusion geblendet werden, dass alles wieder so wird, wie es einmal war; und nicht von Panik erfasst, die wie das Karnickel auf die Schlange der Krise starren lässt. Denn nur durch jene, die das Wagnis eingehen, neue Horizonte anzusteuern, ist ein Kurswechsel möglich.

Ob diese neuen Horizonte jemals erreicht werden, steht noch nicht fest: Die Route führt durch unsicheres, für viele unbekanntes Gewässer. Eines jedoch darf als sicher gelten:
Der Kurswechsel gelingt nur, wenn er gemeinsam versucht wird.

Die Ursache der aktuellen globalen Krise sind nicht in der Verknappung der Güter oder in Naturkatastrophen zu finden – sie sind vielmehr mentaler Natur. Und es sind auch die mentalen Auswirkungen des aktuellen und kommenden Umbruchs, die die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung grundlegend formen werden. Diese wird nicht von jenen mitgestaltet, die sich zurückziehen, sondern von denen, die aufeinander zugehen.

Als ExpertInnen und PraktikerInnen in der Begleitung von Menschen und sozialen Prozessen möchten die Unterzeichnenden Menschen und Organisationen für die Mitgestaltung von Gegenwart und Zukunft motivieren. Dabei sind wir uns bewusst, dass gerade für die Entwicklung neuer und zukunftsfähiger wirtschaftlicher Strukturen Zuversicht und tragfähige soziale Netzwerke grundlegende Voraussetzungen sind.

Der mentale und soziale Brückenbau aus der aktuellen Umbruchsituation in eine lebenswerte Zukunft braucht – insbesondere in Hinblick auf Kinder und Jugendliche – Begleitung durch die pädagogischen, sozialen, kulturellen, religiösen und politischen KompetenzträgerInnen unserer Gesellschaft. Die daraus gewonnenen Potentiale erweitern sowohl den persönlichen wie gesellschaftlichen Handlungsraum:

WACHHEIT

ist der Motor mentaler Gesundheit. Sie wird vom Vertrauen in das eigene Vermögen ebenso genährt wie in eine solidarische Umwelt. Jenseits von Hysterie, Scheininformation und Vorurteil entstehen aus ihr Klarblick, Flexibilität und Entscheidungsfähigkeit.

Im MITEINANDER

gelingt die Hinwendung zum Sozialwesen Mensch, das sich nur in Beziehungen de­finieren kann – und dort erst zu Würde und Sinn findet, wo es sich der Mitwelt solidarisch zuwendet.

Der DIALOG

als Fähigkeit zuzuhören und dem Wesentlichen Ausdruck zu geben, ohne auszuschließen oder abzuwerten, macht solche Gemeinschaften zu offenen Heimaten, die sich nicht an ihren Grenzen definieren müssen, weil sie eine gemeinsame Mitte haben.

Der KURSWECHSEL

von der Ausrichtung auf persönlichen Gewinn hin zu einer Orientierung am Nutzen möglichst vieler führt über eine neue Bescheidenheit, die sich bewusst ist, dass Leben die Balance zwischen Freiheit und Grenzen erfordert.

ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

versprechen daher alle Gesprächs-, Arbeits- und Lebensformen, die Abschied von semi-demokratischen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Vorgaben nehmen. Sie gestalten zukünftige Strukturen mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und Chancen-gerechtigkeit mit und verstehen sich als Wegbegleiter einer neuen Gesellschaftspolitik, die von breitem Engagement getragen wird.

ÖKONOMISCHES HANDELN

sichert das Wohlergehen vieler, wenn es das jahrtausendelang bewährte Ziel verfolgt, den besonnenen Umgang mit knappen Ressourcen zu bewerkstelligen.

GENUSS

ist eine Kulturleistung, die zu schätzen und zu unterscheiden weiß. Sie lädt ebenso zur Entspannung ein wie zum temporären Verzicht – erst dieser verhindert, dass sich Gewohnheiten, Abhängigkeit oder Gier als Genuss tarnen können.

Das BRUTTONATIONALGLÜCK

als höchstes Gut einer Gesellschaft und übergeordnetes Ziel aller politischen, wirt­schaftlichen, kulturellen, sozialen und religiösen Entwicklungen qualifiziert – wie in der Staatsverfassung des Königreichs Bhutan – den staatlichen und internationalen Umgang mit Ressourcen, Menschen und Märkten. Ein solches generelles Gesell­schaftsziel kann – beispielsweise durch Weisenräte und Zukunftsdialoge – im Alltag aller gesellschaftlichen Institutionen, Unternehmen und Initiativen Richtung weisen.

SCHEITERN

ist möglich und Teil jeder Entwicklung. Schwäche, Irrtum und Krise sind Wegbereiter des Humanen.

ZUVERSICHT

unterscheidet sich von der Illusion, indem sie sich auf das Erreichbare im direkten Lebensumfeld bezieht, das sie als Vision oder Ziel benennt und ihm mutig Verwirklichungsraum gibt. Zuversicht trägt.

Unsere Initiative will menschenfeindlichen gesellschaftspolitischen Entwicklungen ebenso vorbeugen wie dem Ansteigen von Depressionen, Abhängigkeiten und Gewalt. Sie wird von der Vision eigenständiger Menschen genährt, die miteinander, aber auch mit Andersdenkenden in Dialog treten und damit Gegenwart und Zukunft zuversichtlich mitgestalten.

Univ. Prof. Dr. Rotraud Perner
Mag. Brigitta Kräftner
Dietmar Schobel
Ulrike Huber
Herbert Baumgartner
Veronique Gassner
Günther Politor
Arthur und Elizabeth Domig
Carine Louvier
Eva Schlemmer
Marianne Hartl
Maria-Theresia Mayr
Christiane Raimann
Rosalia Krautzer
Christina Wendlinger
Brigitte Mayer
Peter Wolfsegger
Die Schrittweiser
Gerhard Maier
lqforyou
Manuela Steger
Helmut Lirzer
BFI-Produktionsschule Steyr
Dr. Georg Wögerbauer
Mag. Alexander Strasser
Thomas Tatosa

Mag. Walther Mattner
Michael Dünhofen
Veronika Pitschmann
Melanie Wageneder
Karin Weber-Langebach
Bernhard Weber
Dr. Ingeborg Scheer
Elmar Luger
Daniela Drüding
Christa Ladurner
Gerald Koller
Markus Göbl
Brigitta Höpler
Andreas Kupfer
Institut für angewandte Umweltbildung
Lydia Engel
Mag. Nadja Rösner-Krisch
Edition Roesner
Gerhard Sträußlmayr
Gerda Sträußlmayr
Thomas Berghuber
Stefan Grassel
Thomas Zauner
Projekt Gesundheitsentwicklung, Kloster Pernegg
Roland Gnaiger
Anna Kollmann